12.07.2011

Fail It! Let's Get Political!

"Unbeschadet geht keiner aus der Berichterstattung raus."

Diese Antwort gab der Präsident des BND auf einer Pressekonferenz und fasste die seit Ende letzter Woche aufgetretene unangenehme Situation ziemlich treffend zusammen. Denn wenn, so wie das FOCUS Magazin berichtete, Baupläne und sicherheitsrelevante Unterlagen bezüglich des BND-Neubaus entlang der Chausseestraße in Berlin-Mitte in Umlauf sind, ist das nicht unbedingt mit einem Schulterzucken abzutun.
Genau das versuchte man aber anscheinend zu vollführen:
-Alles halb so schlimm, kaum wichtige daten bzgl. des Bauvorhabens, was dort genannt wurde hätte man ja eh mit bloßem Auge von außen sehen können.-
Bild- und Tonaufzeichnungen waren seltsamerweise wohl nicht zugelassen. Wäre ja auch schön blöd, wenn sich in einigen Tagen, Wochen oder Monaten ein ganz anderes Ausmaß ergibt und die vorangegangene Herunterspielung auf Zelluloid gebannt worden wäre. 

                                     Was gibt es zu notieren, wenn es nichts zu sagen gibt?

Wir erinnern uns: Seit ewigen Zeiten baut man nun in Berlin und u.a. entsteht hier auch die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienst, kurz BND. In der vergangenen Woche platzte nun besagtes Magazin mit der Information heraus, dass bereits seit über einem Jahr Baupläne die u.a. das Technik- und Logistikzentrum betreffen, in Umlauf sind. Die Medienvertreter, Parlamentarier, Hinz und Kunz schlagen Alarm: Gefahr, Spionage, Sicherheitsdefizite, Schlamperei usw. Für einen kurzen Moment erwartete man schon die Top-Agentin Sidney Bristow um die Ecke springen um in einem waghalsigen Agentencliffhanger die Spur des Rambaldi und seiner gemopsten Bauplanrolle aufzunehmen.
So spannend ist es dann aber nur in J.J Abrams Serien wie 'Alias'. Die deutsche Bürokratie ist da wesentlich farbloser. Welch ein Wunder!

Der wenig interressierte, vollkommen unpolitische Bürger schert sich zwar reichlich wenig um ein paar olle Fotokopien und blätter gelangweilt zur nächsten Meldung. Allerdings kann, wer fähig ist Eins und Eins zu Zwei zu machen, jener Durchschnittsdeutsche sich schon wundern.
Ein unter Sicherheitsvorkehrungen stehendes Großbauprojekt sollte doch in der Lage sein, nein, Moment, MUSS doch in der Lage sein, Zugangs- und Berechtigungskontrollen hieb- und stichfest auszuarbeiten. Sicher, bei solch einem Großprojekt arbeiten viele kleine Unternehmen zusammen. Hand in Hand wird das Häuschen erbaut und da hat eben nicht nur der EINE Bauherr seine Finger auf den detaillierten Ausführungsdokumenten. Aber wir sprechen ja nicht von Papas Gartenlaube, die mit Holz Meyer und Ziegel Müller gemeinsam mit Betonierer Udo errichtet wird.
Das, was da so klobig an der Grenze zum Wedding (eine äußerst aparte Verbindung des guten alten West-Berlin mit dem schnuckeligen Charme von Ost-Berlin), erbaut wird, ist doch nicht nur Prestigeprojekt: Es ist ja auch eine 'Top-Secret, ui, wichtige Infozentrale, der Bundesregierung durchaus zugewandte und, dazu muss man nicht Jack Bauer & co. gesehen haben, durchaus um Verschwiegenheit bemühte' Anlage. Da kommen Du und Ich nicht ohne Weiteres rein.

Anhand von Bauplänen wäre ein evtl. Nicht-wohlwollender Mensch nun also in der Lage, die doppelten Böden, Notausgänge, Schleusen,Alarmanlagen usw. zu eruieren und dann, .... nee, das kann ja wohl nicht Sinn und Zweck des Ganzen sein. Das der veranschlagte Bauwert in Richtung 1,6 Milliarden angesetzt ist – da hätte man doch nicht falsch daran getan, auch ein Sicherheitskonzept für die Dateien und Papierunterlagen zu entwickeln. Das gab zwar es bestimmt – nur verlässlich ist es wohl kaum gewesen.
Doch, im BND weiß man ja eben auch nicht so genau, was da nun genau gestern, vorgestern oder vor über einem Jahr vorgefallen ist.
Der BND-Präsident äußerte sich hierzu:

Die Focus Berichterstattung trifft den BND und seine Mitarbeiter sehr und macht uns betroffen.“

„ ... die Focus Unterlagen liegen dem BND nicht vor.“

''Es ist unerheblich seit wann etwas abhanden gekommen ist, sondern DAS es weg ist.'

Angeblich sei ja kein hochbrisanteres Material nach außen gelangt. Sagt er. Weiß er es?
Denn, wenn niemand weiß wann, wo, wer, was und wieviel da so im Umlauf ist, dann ist Besorgnis über das mehr als löchrige Sicherheitsnetz selbst dem vorbeispazierenden Touristen mehr als einleuchtend.
Man kann also getrost davon ausgehen, dass auch im BND fiebrig den kommenden Enthüllungen entgegengefiebert wird. Wenn schon die eigenen Informationskanäle verstopft sind, die Medienvertreter Deutschlands greifen den Jungs und Mädels gerne unter die Arme und sorgen für ein wenig Transparenz.
That's What Friends Are For.

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